Erhöhung des Lebenssinns bei fortgeschrittenem Eierstockkrebs mittels Meaning-Making Intervention

Henry, M., Cohen, R. S., Lee, V., Sauthier, P., Provencher, D., Drouin, P., et al. (2010). The Meaning-Making intervention (MMi) appears to increase meaning in life in advanced ovarian cancer: a randomized controlled pilot study. Psycho-Oncology (19), 1340-1347.

(Anmerkung: MMi ist eine sinnstiftende Intervention)

Reduziert der zusätzliche Einsatz der Meaning-Making Intervention zu der üblichen Behandlung das Level der existentiellen Not von kürzlich diagnostizierten fortgeschrittenen Eierstockkrebspatientinnen? Kann dadurch Depression und Angst verringert, Selbstwirksamkeit erhöht und die Lebensqualität verbessert werden?

Die Meaning-Making Intervention ist ein therapeutischer Ansatz, der entworfen wurde, um die Suche nach dem Lebenssinn in Folge einer Krebsdiagnose zu unterstützen. Sie zeichnet sich vor allem durch eine kurze, individualisierte und strukturierte Anwendung aus. Die MMi besteht meist aus 1-4 Sitzungen à 30-90 Minuten, wobei sie bezüglich Anzahl, Länge und Ort auf die psychologische und physiologische Verfassung des Patienten abgestimmt werden kann. Der Therapeut führt den Patienten durch die drei Hauptaufgaben der MMi:

  1. Was sind die Auswirkungen, was bedeutet die Krebsdiagnose für mich?
  2. Wie habe ich früher schwierige Lebensereignisse erfolgreich bewältigt? Wie könnte mir das in der jetzigen Situation helfen?
  3. Was sind meine Prioritäten im Leben? Wie könnte ich meine Ziele verändern, um dem Leben trotz krankheitsbedingter Einschränkungen einen Sinn zu geben?

Viele Krebspatienten denken über lebensprägende Ereignisse in der Vergangenheit, Gegenwart und über mögliche Ereignisse in der Zukunft nach.

Resilienz ist die Fähigkeit, auf wechselnde Lebenssituationen flexibel zu reagieren und stressreiche, frustrierende, schwierige und belastende Lebenssituationen ohne schwere psychische Schädigungen meistern zu können.

Selbstreflexion kann dabei die Anpassung an Krebs unterstützen, die Resilienz fördern und dazu führen, dass Patienten durch ihre Krankheit lernen, das Leben erfüllender wahrnehmen und ihre Werte, Prioritäten und Ziele neu überdenken. Umgekehrt kann das Fehlen von Sinn oder eine pessimistische Haltung zu Verzweiflung und Entmutigung führen. Deshalb bieten verschiedene therapeutische Interventionen eine unterstützende Umgebung an, um sich mit den existentiellen und/oder spirituellen Fragen des Lebens mit der Krankheit auseinanderzusetzen.

Um die Auswirkungen der Intervention zu untersuchen, wurden 24 Patientinnen mit der innerhalb der letzten zwei Monate gestellten Diagnose Eierstockkrebs im Stadium III oder IV, per Zufall zu Experimentalgruppe, bei denen zusätzlich zur üblichen Behandlung die MMi eingesetzt wurde, und Kontrollgruppe, die keine MMi erhielten, zugeordnet. Zu drei verschiedenen Zeitpunkten (vor der Intervention, einen Monat nach der Intervention und drei Monate nach der Intervention) wurden Lebenssinn, Lebensqualität, Angst, Depression und Selbstwirksamkeit mittels Fragebögen erhoben. Zusätzlich wurden die Patienten in der Experimentalgruppe gebeten, ein Feedback zu ihren Erfahrungen mit der Therapie abzugeben.

Die Ergebnisse der Studie zeigen eine deutliche Erhöhung des Lebenssinns in der Experimentalgruppe. Weiters weisen sie sowohl auf eine verbesserte allgemeine Lebensqualität und auf höheres existentielles Wohlbefinden, als auch auf ein geringeres Level von Angst und Depression hin. Alle Teilnehmer der Experimentalgruppe, die bereit waren, ein Feedback abzugeben, beschrieben die Therapie als eine positive Erfahrung, die sie als nützlich empfanden und sie gaben einstimmig an, dass sie die MMi anderen Krebspatienten weiterempfehlen würden.

Fazit:

  1. Auch in Situationen, in denen es scheint, als ob man seine Perspektive verliert, gibt es Möglichkeiten Sinn zu finden bzw. den vorhandenen Lebenssinn zu erhöhen.
  2. Krankheit bedeutet mehr, als dass ein rein körperliches Problem vorliegt. Patienten wünschen sich deshalb, dass ihre Ärzte dies zunehmend anerkennen und verstärkt die individuellen Bedürfnisse des Menschen und seine Ganzheit berücksichtigen.

Zusammengefasst von Melanie Oberleitner

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