Miao, M., Zheng, L., & Gan, Y. (2016). Meaning in Life Promotes Proactive Coping via Positive Affect: A Daily Diary Study. Journal of Happiness Studies. doi:10.1007/s10902-016-9791-4
In dieser Studie geht es um den Zusammenhang von Lebenssinn und dem konstruktiven Umgang mit Stress. Genauer gesagt dreht sie sich darum, ob man sich durch Lebenssinn im Vorhinein für belastende Ereignisse wappnen kann. Das wird auf zwei Wegen untersucht: Erstens wird der direkte Einfluss von Lebenssinn auf den Umgang mit zukünftigen Belastungen betrachtet. Und zweitens wird ein indirekter Einfluss angenommen: Lebenssinn führt zu positiven Emotionen (wie Hoffnung und Dankbarkeit), die dann dazu führen, dass man besser mit zukünftigen Belastungen umgehen kann.
Bei beiden Wegen bestätigen die Ergebnisse, dass Lebenssinn mit einem besseren Umgang mit Belastungen in der Zukunft zusammenhängt. Allerdings sollte man folgendes im Kopf behalten: Die Methoden der Studie lassen keinen Schluss darüber zu, ob Lebenssinn hier wirklich als Ursache wirkt, weil die Daten eigentlich nur über Zusammenhänge informieren. Allerdings lassen sie diesen Schluss plausibel erscheinen. Wie könnte diese Wirkung am besten erklärt werden?
Beim indirekten Weg über positive Emotionen lässt sich folgendes festhalten: Die positiven Emotionen erzeugen eine Erweiterung der geistigen Aufmerksamkeitsspanne. Durch sie kann man besser Gelegenheiten erkennen, wie man seinem Leben eine positive Richtung geben kann. Außerdem führen positive Emotionen zu einem Aufbau einer Vielzahl von Handlungsmöglichkeiten. Beide Mechanismen kann man auf diesen Zusammenhang anwenden. Zunächst können mehr Gelegenheiten erkannt werden, die Zukunft positiv zu gestalten. Anschließend handelt man entsprechend und setzt die Erkenntnisse in die Praxis um. Es entsteht also eine Art Puffer: Belastungen in der Zukunft werden weniger bedrohlich und belastend wahrgenommen, weil es verschiedene Möglichkeiten gibt, damit umzugehen.
Zum direkten Weg gibt es zwei Erklärungsansätze zur Wirkungsweise. Die erste ist folgende: Lebenssinn könnte selbst eine Art Puffer sein, der einen späteren Umgang mit Belastungen erleichtert. Indem durch Lebenssinn die Motivation entsteht, das Leben als lohnend anzusehen und Probleme als lohnende Herausforderungen anzusehen, werden diese als weniger belastend erlebt.
Der zweite Erklärungsansatz handelt von unserem Erleben der Zeit: Durch Lebenssinn ist es wohl leichter möglich sich von der Gegenwart zu lösen und von ihr nicht allzu eingenommen zu sein. Deshalb kann leichter die Zukunft beim Handeln berücksichtigt werden. Mit anderen Worten ist Planen dadurch besser möglich. Es gibt also wahrscheinlich auch diesen direkten Weg der Wirkung von Lebenssinn auf den Umgang mit zukünftigen Problemen.
Man kann die Ergebnisse folgendermaßen zusammenfassen: Lebenssinn bewirkt wahrscheinlich einen besseren Umgang mit Belastungen in der Zukunft. Das geschieht auf einem indirekten Weg über positive Emotionen und einem direkten über den Sinn selbst. Wenn man sich also mit dem Sinn im Leben beschäftigt, kann das als eine Investition in die Zukunft gesehen werden. Natürlich können Sinnkrisen auch Energie kosten und sie sind nicht gerade angenehm. Wahrscheinlich tauchen dabei aber auch befriedigendere Antworten auf, die ein Gestalten der Zukunft trotz Hindernissen erleichtern. Dabei muss man keine schweren Krisen bewältigen, um solche Vorteile zu erlangen. Wer sich bereits jetzt als zugehörig erlebt, eine Orientierung im Leben hat, das eigene Handeln als bedeutsam und stimmig ansieht, der wird wahrscheinlich auch mit Problemen in der Zukunft besser umgehen können!
Zusammengefasst von Benedikt Hoffmann