Engelhardt, A. (2008). Behinderung und Lebenssinn. Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Behinderung eines Menschen und den Lebensbedeutungen seiner gesunden Geschwister? Eine quantitative Studie. (Unveröffentlichte Diplomarbeit, Universität Innsbruck)
Im Mittelpunkt des Forschungsinteresses dieser Arbeit steht die Fragestellung, ob sich die Geschwister von Menschen mit einer Behinderung in ihren Lebensbedeutungen von der Normalbevölkerung unterscheiden.
Die Daten wurden mit Hilfe des „Fragebogens zu Lebensbedeutungen und Lebenssinn“ (LeBe von Schnell & Becker, 2007) gewonnen und die Normierungsstichprobe des Fragebogens, welche aus 603 Personen besteht, wurde als Vergleichsstichprobe für die Untersuchung herangezogen. Die Geschwisterstichprobe besteht aus 97 Brüdern und Schwestern von Menschen mit verschiedensten Behinderungen (Down-Syndrom, Autismus, geistige und körperliche Behinderung).
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass sich die Geschwister in der Ausprägung von bestimmten Lebensbedeutungen, wie Soziales Engagement, Gemeinschaft, Selbsterkenntnis, Entwicklung, Freiheit, Fürsorge und Bewusstes Erleben von der Normierungsstichprobe des Fragebogens dahingehend unterscheiden, dass diese Skalen bei ihnen eine signifikant größere Ausprägung und dementsprechend eine stärkere Verwirklichung erfahren. Als bester Prädiktor für Sinnerfüllung erwies sich in der erhobenen Stichprobe die Sinndimension Wir- und Wohlgefühl des Fragebogens. Im Unterschied dazu hat in der Normierungsstichprobe die Dimension Selbsttranszendenz horizontal den besten Vorhersagewert. Außerdem zeigte sich, dass in der für diese Studie erhobenen Stichprobe die Lebensbedeutungen Generativität, Bewusstes Erleben und Harmonie am engsten mit der erlebten Sinnerfüllung der Brüder und Schwestern verknüpft ist.
Durch die hier dargestellte Studie konnte nachgewiesen werden, dass für Menschen, welche mit einem behinderten Geschwister aufwachsen, tatsächlich andere Lebensbedeutungen als Sinnquellen einen hohen Stellenwert einnehmen, als dies bei der Normierungsstichprobe der Fall ist. Besonders die Verwirklichung von Lebensbedeutungen der Sinndimension Wir- und Wohlgefühl führt in dieser Stichprobe zu hoher Sinnerfüllung.