Konstruktion und Aufbau
Diese Masterarbeit behandelt die Konstruktion und Validierung des Fragebogens zur multidimensionalen Erfassung von Sinn im Beruf (SiBe). Der konstruierte Fragebogen erfasst ein breites Spektrum an Sinnkomponenten im Kontext der Arbeitstätigkeit. Durch die wiederholte Überprüfung (mit 115 und 366 ProbandInnen) wurde die Konzeption (Faktorstruktur) des SiBe unter Verwendung eines Online-Fragebogens ausführlich belegt. Der SiBe ist eine Weiterentwicklung der bereits existierenden Skala „Berufliche Sinnerfüllung“ (Höge & Schnell, 2012; Schnell, Hoege & Pollet, 2013) und liegt vorläufig in folgenden zwei Versionen vor:
Die Kurzversion umfasst die drei Skalen (1) allgemeine berufliche Sinnerfüllung, (2) berufliche Sinnleere und (3) Beruf als Sinnquelle. Die Skala Beruf als Sinnquelle zielt darauf ab, inwiefern die Arbeitstätigkeit über den Arbeitsalltag hinaus zum allgemeinen Sinnempfinden im Leben beiträgt. Sie beinhaltet den Selbstverwirklichungsgehalt, den ein Individuum im eigenen Beruf wahrnimmt. Berufliche Sinnleere entsteht, wenn in der Arbeitstätigkeit kein Sinn wahrgenommen werden kann – bei zusätzlich auftretendem Leidensdruck wird von einer beruflichen Sinnkrise gesprochen.
Die lange Version des SiBe dient – neben den drei Hauptskalen – der differenzierteren Betrachtung der vier einzelnen, der (1) allgemeinen beruflichen Sinnerfüllung zugrunde liegenden Sinndimensionen Kohärenz, Bedeutsamkeit, Orientierung und Zugehörigkeit. Die Bedeutsamkeit der Arbeitstätigkeit bezieht sich darauf, welchen subjektiv wahrgenommenen Nutzen und welche Konsequenzen die eigene berufliche Tätigkeit für andere hat. Orientierung im beruflichen Kontext meint, ob sich eine Person mit den Werten und Zielen (z. B. Nachhaltigkeit, Innovation, Stabilität…) identifizieren kann, die vom jeweiligen Unternehmen, beziehungsweise am jeweiligen Arbeitsplatz angestrebt und gelebt werden. Die Vereinbarkeit von Person (Kompetenzen, Persönlichkeit, Interessen und Werte) und beruflicher Rolle fällt unter die Dimension Kohärenz. Sie meint die subjektiv wahrgenommene Stimmigkeit und Passung der Person mit der ihr zugedachten Rolle in der Arbeitswelt. Die Dimension Zugehörigkeit beschreibt, inwiefern sich der/die Arbeitstätige als Teil eines größeren Ganzen wahrnimmt, also eines Teams, eines Unternehmens oder einer Organisation.
Ergebnisse und Nutzen
Die Korrelationen der SiBe-Skalen mit dem WAMI, Lebenssinn, der Passung der Arbeitsanforderungen mit den persönlichen Fähigkeiten, mit Ängstlichkeit und Depression, Burnout, dem soziomoralischen Organisationsklima und Arbeitszufriedenheit fallen erwartungskonform aus. Sinnerfüllung und Sinnleere im Beruf leisten einen Beitrag zur Vorhersage von Depression, der über den Vorhersagebeitrag der demographischen Variablen, Arbeitszufriedenheit und emotionaler Erschöpfung hinausgeht. Damit werden die Konstruktvalidität, konvergente und diskriminante Validität, sowie die inkrementelle Validität durch die Ergebnisse der Studie bestätigt.
Zusammenfassend handelt es sich bei dem SiBe um ein valides, reliables und ökonomisches Instrument, um sowohl allgemeine wie auch dimensionsspezifische (Kohärenz, Bedeutsamkeit, Orientierung und Zugehörigkeit) Ergebnisse über die berufliche Sinnerfüllung zu erhalten. Aus den Ergebnissen wird deutlich, wie wichtig eine differenzierte Beschäftigung mit der Sinnthematik in der Arbeitswelt ist. Berufliche Sinnerfüllung stellt eine bedeutende persönliche und organisationale Ressource dar.