Leufstadius, C., Erlandsson, L., Björkman, T.& Eklund, M. (2008). Meaningfulness in Daily Occupations among Individuals with Persistent Mental Illness. Journal of Occupational Science, 15(1), S.27-35
Inwiefern erleben psychisch erkrankte Personen Sinn in ihren täglichen Beschäftigungen? Diese Frage untersuchten Christel Leufstadius et al. (2008) im Rahmen einer Interviewstudie mit 102 dauerhaft psychisch erkrankten Personen, die sich hinsichtlich ihrer Tagesstruktur unterschieden und so drei Arten täglicher Beschäftigungen repräsentierten: Personen, die arbeiten oder studieren, Personen, die an einer gemeinschaftsbasierten Aktivität teilnehmen und jene, die keiner regelmäßigen Beschäftigung nachgehen. Die Teilnehmer der Studie befanden sich zuvor mindestens zwei Jahre in psychiatrischer Behandlung und waren im Alter zwischen 20 und 55 Jahren.
In 30-40 minütigen Interviews wurden die Befragten gebeten die Tätigkeiten, die sie in den vergangenen 24 Stunden ausgeführt hatten, zu beschreiben und zu beurteilen ob sie diese als sinnvoll erlebten oder nicht. Zudem sollten sie erklären warum und in welcher Weise sie die Beschäftigungen als sinnvoll empfinden.
Von den 1435 genannten Tätigkeiten wurden 91% von den Befragten als sinnvoll beurteilt und bei 40% dieser als sinnvoll erlebten Beschäftigungen gaben die Teilnehmer eine Begründung an. Diese 526 kommentierten Beschäftigungen wurden per Inhaltsanalyse ausgewertet.
In der Inhaltsanalyse wurden Wörter, Sätze oder ganze Abschnitte der Aussagen analysiert und zu übergreifenden Kategorien zusammengefasst. Die Häufigkeiten, mit denen die einzelnen Kategorien in den Antworten auftauchten, wurden gezählt und so konnten fünf Hauptthemen gefunden werden, die Sinnerleben in täglichen Beschäftigungen beschreiben: 1) Beziehungen zu anderen und ihrer Umwelt, 2) Freude und Spaß im Leben, 3) Produktiv sein und Erfolgserlebnisse haben, 4) Beschäftigt sein und Routinen und Aufgaben im Verlauf der Zeit haben, 5) Auf sich achten um gesund zu bleiben.
Diese fünf Themen waren in allen drei Gruppen repräsentiert. Die am häufigsten genannten Aspekte waren die Beziehungen zu anderen, Freude und Spaß im Leben und das Achten auf die Gesundheit.
Personen, die arbeiteten oder studierten, nannten häufiger die Beziehungen zu anderen und ihrer Umwelt und machten weniger Aussagen über das Achten auf ihre Gesundheit, als die anderen beiden Gruppen.
Die Teilnehmer einer gemeinschaftsbasierten Aktivität machten mehr Aussagen über Freude und Spaß im Leben als die übrigen Personen. Das könnte dahingehend interpretiert werden, dass diese Aktivitäts-Zentren den Personen erfolgreich die Gelegenheit bieten persönliche Interessen zu verfolgen und Tätigkeiten auszuüben, die ihnen Freude bereiten.
Aussagen zur vierten Kategorie kamen in der Gruppe psychisch erkrankter Personen ohne regelmäßige Beschäftigung seltener vor als in den anderen Gruppen. Eine Beschäftigung zu haben spielt bei psychisch erkrankten Personen vor allem in der Entwicklung ihrer Identität eine wichtige Rolle (Mee et al., 2004) und kann als menschliches Grundbedürfnis gewertet werden, um Sinn in der eigenen Existenz zu sehen (Meyer, 1922; Wilcock, 1993).
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass auch psychisch erkrankte Personen Sinn in ihren täglichen Beschäftigungen erleben, auch wenn sich die Tätigkeiten, die dieses Sinnerleben generieren, unterscheiden können.