Zusammenfassung des Artikels „Religious orientation and meaning in life: An exploratory Study“ von Earnshaw, E.L. (2002)
Zusammengefasst von Anna Engelhardt:
Haben Sie sich schon einmal gefragt, ob es irgendeinen Zusammenhang zwischen der Religiosität einer Person und deren Sichtweise des persönlichen Lebenssinns gibt?
In diesem Artikel wird mit Hilfe einer Studie versucht, die Beziehung zwischen Lebenseinstellungen und religiöser Motivation zu erforschen. Wie bereits in vielen wissenschaftlichen Untersuchungen belegt wurde, spielt die Religion als Sinnquelle im Leben vieler Menschen eine durchaus wichtige Rolle. Jedoch, so fügt die Autorin hinzu, gibt es viele verschiedene Arten von Religiosität und es muss nicht unbedingt jede religiöse Orientierung ein Gefühl von Sinn vermitteln.
Wichtig in diesem Zusammenhang erscheint es, zwischen den verschiedenen möglichen Aspekten einer religiösen Orientierung zu unterscheiden:
- Intrinsische Religiosität: Die Religiosität von intrinsisch gläubigen Personen basiert auf einer großen inneren Motivation und ist ungemein wichtig für sie. Sie sind stark mit ihrer Religion verbunden. Der Nutzen, den die Verbundenheit mit einer Glaubensgemeinschaft mit sich bringt, steht für diese Menschen nicht im Vordergrund.
- Extrinsische Religiosität: Die Motive für extrinsisch gläubige Menschen liegen im Erreichen von sozialen Gewinnen. Von ihnen wird die Religion z.B. dahingehend genutzt, einen sozialen Status zu erreichen oder in eine Gemeinschaft integriert zu sein.
- Quest („Suche“): Personen, die auf der Suche sind, sind offen für die Exploration von Glaubensinhalten und sammeln Informationen und Antworten zu religiösen Fragen, ohne die Festlegung darauf, dass es nur eine mögliche Klärung dafür gibt.
In der beschriebenen Untersuchung wurden diese 3 Arten von Religiosität als mögliche Ursachen für das Erleben von Lebenssinn, Lebenszweck und Akzeptanz des Todes gesehen und dahingehend überprüft. Als Stichprobe wurden 42 amerikanische Studenten herangezogen, welche das „Life Attitude Profile“ (von Reker & Peacock, 1989) und einen Fragebogen zur religiösen Orientierung ausfüllten.
Als Ergebnis kann festgehalten werden, dass Personen, welche eine hohe intrinsische Religiosität aufweisen, von einem großen Sinnempfinden berichten. Sinnempfinden war sonst mit keiner anderen Art von Religiosität verbunden.
Eine hohe Akzeptanz des Todes ist stark mit der Suche („Quest“) nach einer religiösen Einstellung verbunden, jedoch überraschenderweise nicht mit intrinsischem Glauben. Dieses Ergebnis kann jedoch auch auf den jungen Altersdurchschnitt der Stichprobe zurückgeführt werden.
Interessant ist außerdem, dass extrinsische Religiosität keinen einzigen Aspekt von Sinn vorhersagen konnte. Daraus kann geschlossen werden, dass extrinsische Religiosität eher selten mit dem Erleben von Sinn einhergeht – vielleicht, weil diese Art zu glauben nicht auf einer wirklichen ‚Verinnerlichung‘ beruht?